Ich hoffe mal, dass er das als Unterpunkt für Fanfiktions postet und ich hier nichts falsches angeklickt habe. So wie ich das aufgefasst habe, ist es okay einen Thread für eigene Fanfiktions zu eröffnen? Meine erste Geschichte spielt im Grunde den Manga von "Attack on Titan" nach, nur aus der Sicht meines Charakters. Einige Szenen können verschoben oder ein wenig anders dargestellt werden, vor allem, weil hier ein Charakter dazugedichtet wird und damit die Handlung auch auch ein wenig mitbestimmt. Ich bin mir gerade ziemlich unsicher, da in den Regeln "Keine Gewalt" steht, aber "Attack on Titan" ein ziemlich blutrünstiger Anime / Manga ist. Gerade im ersten Kapitel habe ich die Szenen, in denen Menschen von Titanen gefressen werden und wie sich mein Charakter dabei fühlt, sehr detailiert dargestellt. Sollte das gegen die Regeln verstoßen, dann tut es mir leid. Um das Ganze ein wenig übersichtlicher zu gestalten, werde ich, wenn ich ein Kapitel hochlade, diesen Post hier einfach bearbeiten und die einzelnen Kapitel in Spoiler packen und auflisten. der Restplatz kann dann für Feedback oder andere Fanfiktions meinerseits genutzt werden.
Und nun viel Spaß beim Lesen.^^
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Kapitel 1: Vaterliebe
Spoiler anzeigen
Und nun viel Spaß beim Lesen.^^
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Kapitel 1: Vaterliebe
Die Menschheit wurde von Titanen angegriffen und fast völlig
ausgerottet. Die letzten Überlebenden hatten sich hinter
die Mauern Maria, Rose und Sina zurückgezogen, welche sie schützen
sollten. Doch an diesem denkwürdigen Tag wurde Mauer Maria vom
kolossalen Titan zerstört und die Menschheit erinnerte sich wieder
daran, wie es war von den Titanen beherrscht zu werden.
Ich konnte mich noch erinnern, wie die Titanen ins Mauerinnere von
Shiganshina eindrangen und sich direkt auf die nächstbesten Menschen
stürzten. Zu der Zeit hatte ich mich mit meiner Mutter und meinem
Halbbruder an einem Marktstand befunden und frisches Obst eingekauft.
Nie werde ich diese furchtbaren Schreie vergessen, vermischt mit dem
Geruch von Blut.
„Mama, bitte kaufe auch frische Äpfel! Du
weißt doch, dass ich die gerne esse!“ jammerte ich und zog meiner
Mutter am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Mein Bruder stand
daneben und spielte mit einer Birne. „Das sagst du immer und dann isst
du sie eh nicht! Und frisches Obst ist teuer!“ entgegnete mir die
brünette junge Frau und befreite ihren Ärmel aus meinem Griff.
Schmollend griff ich wieder danach: „Die Äpfel, die du mir sonst gibst,
sind ja auch alt wie sonst noch was! Klar, dass ich die nicht mag!“. Die
brünette Frau mit den schulterlangen Locken seufzte genervt:
„Genevieve, lass meinen Ärmel jetzt los! Ich kaufe dir-…!“. Plötzlich
fing die Erde zu wackeln an und die Welt vor mir erzitterte. Es war, als
wenn ein Erdbeben diese kleine Welt erschüttern würde, in der wir
lebten. Ängstlich klammerte ich mich an meiner Mutter fest, die Mühe
hatte das Gleichgewicht zu halten. Häuser schienen einzustürzen zu
wollen, als das Erdbeben plötzlich abebbte. „Was war denn das?!“ hörte
ich meine Mutter rufen, während mein Blick an einem riesigen roten
Schädel hängen blieb, der oberhalb der Mauer aufgetaucht war. Dieser war
anscheinend dabei, die Mauer zu zerstören. „Mama, da!“ schrie ich und
deutete mit dem Finger auf den roten Riesen, „Ein Titan!“. Wieder
erbebte die Mauer und der kolossale Titan brach durch. „Los, rennt!!“
schrie der Ladenbesitzer und machte, dass er Land gewann. Mein Bruder
fing bitterlich zu weinen an, während meine Mutter ihn auf die Arme hob
und mit mir an der Hand loslief. Wir waren nicht weit von der
Einbruchsstelle entfernt und mit Sicherheit die Ersten, die von Titanen
gefressen werden würden. Wir rannten in Richtung Mauer Maria, wo wir vor
Titanen sicher sein würden. Ganze Menschenmassen drängten sich an uns
vorbei in dieselbe Richtung. Beinahe wäre ich hingefallen und
zertrampelt worden, doch meine Mutter hielt mich fest und zog mich
weiter. Die panischen Gesichter der Menschen um uns herum brannten sich
in mir ein, prägten mich und ihre Schreie betäubten meine Ohren. Am
liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, weil diese Lautstärke
beinahe unerträglich war und mir wehtat. Doch ich konnte nicht, ich
musste weiterrennen. Tränen rannen über mein Gesicht und meine Füße
schmerzten. Natürlich konnte eine Fünfzehnjährige nicht mit dem
Lauftempo einer Erwachsenen mithalten, auch wenn diese ein Kind trug.
Nebenbei bemerkte ich, wie immer mehr Menschen verschwanden. Riesengroße
Gestalten griffen nach uns. Der Mann, der neben uns lief, wurde gepackt
und schreiend in die Lüfte gehoben. Meine Mutter beschleunigte ihr
Tempo und ich kam nicht mehr hinterher. „Lauf schneller, Genevieve!
Sonst kriegen sie uns!“ kreischte sie panisch und zog an meiner Hand.
Nun weinte ich richtig, da ich dem nicht Folge leisten konnte und am
Ende meiner Kräfte war. Überall tauchten Titanen auf und zerstörten die
Häuser, in die sich die Menschen geflüchtet hatten. Einige andere
versuchten nach den immer noch Fliehenden zu haschen. Die Frau hinter
uns machte Bekanntschaft mit den Zähnen eines Titans. Man konnte die
Knochen bersten hören. Mutter und ich kamen auf einen weitläufigen Platz
an, wo sich die Überlebenden sammelten. Mein Stiefvater kam auf uns
zugelaufen, doch Zeit uns darüber zu freuen hatten wir nicht. Wir
mussten weiterlaufen. Schon brachen die nächsten Monster mit grinsenden
Gesichtern aus den Häuserreihen hervor. Menschen stoben in Panik
auseinander, andere wurden direkt geschnappt und gefressen. Wir rannten
weiter. Doch mittlerweile kamen Titanen nicht mehr von hinten und den
Seiten, auch von vorne griffen sie an und schnitten uns den Weg ab.
Meine Eltern wussten nicht mehr wo sie hin laufen sollten, während
Titanen von überall her kamen. Von den Überlebenden waren kaum noch mehr
welche übrig. Plötzlich hörte ich Würgegeräusche und ich bekam mit, wie
ein Titan der etwas kleineren Sorte sich übergab und damit einen Haufen
Leichen preisgab. Von den Menschen waren nur noch Überreste vorhanden,
welche dick in klebrigem Schleim eingepackt waren. Aber die Überreste
der Kleidung konnte man noch recht deutlich erkennen. Entsetzt starrte
ich auf die Überbleibsel des Obstverkäufers. Wie lange war es her,
seitdem wir vor dem Mann gestanden hatten und ich meine Mutter um Äpfel
angebettelt hatte? Das konnte doch gar nicht so lange her sein,
vielleicht eine halbe Stunde? Meine Mutter hatte die Überreste nun auch
erkannt und fing an hysterisch zu schreien, die Augen weit aufgerissen.
Mein Vater geriet dadurch nur noch mehr in Panik und beide sahen sich
hektisch um, während mein Bruder nur noch lauter weinte. Beide waren
durch ihre Angst nicht mehr klar bei Verstand, dass wusste ich und die
Titanen rückten immer näher. Alles verkrampfte sich in mir, da ich meine
Eltern, die Menschen auf die ich gerade am dringstens angewiesen war,
nicht mehr wiedererkannte. Mir wurde schlecht und das Ehelend fraß sich
wie Säure durch meinen Magen. Mein Blick löste sich wieder von meiner
Familie und wanderte wieder zu dem Haufen Erbrochenem. Wollte ich
wirklich so enden? Als Titanenkotze? Ganz zu schweigen was mit meiner
Familie passieren würde. Direkt über mir hörte ich es schreien, als
einem Mann ein Bein abgebissen wurde. Scheinbar hatte der Titan vor
seinen eben entleerten Magen wieder zu füllen. Und dann legte sich in
mir ein Schalter um, der meine Angst in den Hintergrund schob und mich
wieder klar denken ließ. Ich wollte noch nicht sterben, ich wollte leben
und dafür würde ich bin zum bitteren Ende kämpfen. Entschlossen blickte
ich mich um. Das Haus der Meyers fiel in mein Blickfeld. Es war noch
nicht von Titanen besetzt worden. Soweit ich wusste, hatten die Meyers
einen Keller mit einer eisenbeschlagenen Türe. Ich war einmal dort
gewesen und hatte mit dem freundlichen alten Herren Meyer Wein
hergestellt, den er dort unten in seinem Kellerraum lagerte. Die
Vorstellung, dass der alte Herr mit dem weißen Bart und der Nickelbrille
gefressen worden war, betrübte mich irgendwie ein wenig. Trotzdem würde
seine Vorliebe für Wein uns vielleicht das Leben retten. „Los! In das
Haus der Meyers! Die haben einen Keller!“ wies ich meine Familie an.
Schnell flitzten wir an anderen Überlebenden vorbei und zwischen den
Titanen hindurch. Zügig erreichten wir die Haustüre der Meyers, die
glücklicherweise offen stand, und visierten die kleine Falltür an,
welche ich direkt ausfindig gemacht hatte. Wir kletterten nach untern
und schlossen ab. Gerade in dem Moment hörte ich das Fensterglas
bersten. „Hoffentlich entdecken die uns nicht!“ hörte ich meine Mutter
flüstern, als wir im Keller zwischen den Weinfässern saßen und uns
ängstlich zusammenkuschelten. Stampfende Schritte von den kleinsten der
Titanen waren zu hören, die mühelos in das Haus passten, während die
größeren Exemplare weiter die Einrichtung demolierten. Doch waren diese
Wesen nicht intelligent genug, um uns zu finden.
Nackt und mit diesem Blick, als hätten sie Weed geraucht, erinnerten Titanen leicht an
Zombies. Zwar gab es sie in allen unterschiedlichsten Größen, aber
Intelligenz konnte man ihnen wahrlich nicht zuschreiben. Doch dabei
waren sie beinahe unzerstörbar. Zombies konnte man wenigstens den Kopf
abschießen, aber anders als Zombies vermehrten sich Titanen nicht.
Zumindest vermutete ich das. Die Schritte entfernten sich bald und die
Titanen hörten auf das Haus zu verwüsten. Man hörte noch die Schreie von
Menschen, die gefressen wurden. „Und was machen wir jetzt? Die suchen
zwar nicht mehr nach uns, aber weg kommen wir hier genauso wenig!“
ergriff mein Vater als erstes das Wort. „Von Wein können wir uns auf
jeden Fall nicht ernähren! Wir werden sterben, genau wie die anderen!“
entgegnete meine Mutter und fing bitterlich zu weinen an. „Das ist alles
deine schuld! Hättest du uns nicht in diesen blöden Keller geschleppt!“
raunzte Radolf mich an, was mich tierisch aufregte. Ohne mich wären wir
jetzt alle tot, aber ja, ich war ja immer an allem schuld.
Radolf Freiburg war groß, schlank gebaut und ein Typ Mann, dem die Haare
überall sprossen…außer auf dem Kopf. Seine Haare waren hellbraun und er
trug einen Schnauzhart. Sein Blick war stechend und die meiste Zeit
angriffslustig auf mich gerichtet. Mit seinen blauen Augen und seiner
gebräunten Haut hätte er für sein Alter ein bildschöner Mann sein
können, wäre ihm da sein eigenes Verhalten nicht im Wege. Der Mann war
Choleriker, ein Macho, kam mit sich selbst und seinem Leben nicht
zurecht und benahm sich oftmals wie ein Maurer. Gut...als Holzfäller
ensprach er im weitesten Sinne dem Berufsbild eines Maurers oder
zumindest dem eines schwer arbeitenden Mannes, aber wer mit einem Tritt
geweckt wurde, der würde sich diesen Mann lieber als einen
Schreiber...oder Arzt wünschen. Radolf aß auch noch wie ein Schwein aus
einem Trog und stellte Sachen nicht zur Seite, sondern trat sie zur
Seite. Meinen Erzeuger hatte ich nie kennen gelernt und seit meinem
vierten Lebensjahr war er für mich präsent. Als ich acht Jahre alt war,
bekam meine Mutter dann meinen Bruder. Während ich mich mit meinem
Stiefvater ständig in der Wolle hatte, verstand ich mich mit Pascal und
meiner Mutter bestens.
Da ich durch meine Erziehung von Kind an
nichts anderes gewohnt war, als hinzunehmen und zu schweigen, war ich
versucht auch dieses Mal wieder die Klappe zu halten und den Mann vor
mir zu ignorieren. Vielleicht würde meine Mutter notgedrungen wieder für
mich einspringen und mich verteidigen. Doch ich hatte Menschen sterben
sehen, hatte gesehen wie meine Nachbarn und andere qualvoll ums Leben
kamen. Ich.wollte.nicht.mehr.schweigen!! „Ist das dein scheiß ernst?!!
Ich habe euch den ARSCH gerettet, verdammt! Ohne meinen Einfall wären
wir jetzt alle tot!! Wer ist denn konfus durch die Gegend gerannt? Du
oder ich?!“ schrie ich ihn an, sodass meine arme Mutter direkt
aufzuckte, in der Erwartung, Titanen hätten mich gehört und würden
versuchen hier einzudringen. Doch nichts rührte sich, während von
draußen weiterhin Schreie zu hören waren. „Ich will nach Hause!“ weinte
mein Bruder und meine Mutter nahm ihn tröstend in den Arm.
Clodia Freiburg war eine starke und energiegeladene junge Frau mit
dunkelbrünetten schulterlangen lockigen Haaren, grünbraunen Augen und
leicht gebräunter Haut. Auf ihrem Schoß saß mein sieben Jahre alter
Bruder. Pascal hatte dunkelblonde kurze Haare, Vaters blaue Augen und
einen normalen Teint. Ich sah ihm, mit meinen hellblonden hüftlangen
Haaren und den ebenfalls blauen Augen ziemlich ähnlich. Auch hatte ich
ungefähr dieselbe Hautfarbe wie er. Obwohl wir nur Halbgeschwister
waren, sahen wir uns ähnlicher wie direkte Blutsverwandte.
„Wir müssen hier weg, ehe wir die einzigen Überlebenden sind!“ richtete ich mein Wort wieder an alle.
„Und wie bitte soll das gehen? Dann denk dir mal einen schlauen Plan aus,
wenn du ja alles kannst!“ gab mir Radolf zur Antwort. Warum konnte mich
dieser Mann eigentlich nicht leiden? Ich versuchte mir zu erklären, was
ich ihm getan hatte, dass er mich nicht mochte? Mein Bruder war auch
nicht immer seiner Meinung und meine Mutter legte sich auch oft genug
mit ihm an. Aber ich wurde als einzige Person IMMER von ihm angegriffen
oder ins Visier genommen. Ich verstand das einfach nicht. Lag es
vielleicht daran, dass wir nicht blutsverwandt miteinander waren?
„WAS?!! Nur weil du zu doof bist oder weil wir nicht blutsverwandt
sind?!“ fauchte ich ihn an, da ich nicht mehr Herr über meine Gefühle
war. „Genevieve, sei gefälligst leise! Sonst hören die uns noch!“ wollte
meine Mutter dazwischen gehen, wurde aber von beiden Streitparteien
ignoriert. „Was hat das denn damit zu tun?!“ wurde nicht minder laut
zurückgefaucht. „Du hast mich mein Leben lang immer zur Sau gemacht,
weil wir nicht blutsverwandt sind! Ist.doch.so!“ entgegnete ich ihm
gefährlich ruhig.
„Ja klar! Einbildung ist auch eine Bildung!“
„Dann bin ich anscheinend sehr gebildet! Hach, was bin ich schlau!“~
„Wenn du so schlau bist, dann kannst du uns sicher sagen, wie wir hier wieder wegkommen?!“
„Nö! Denk doch selber nach, du...MONK! ...Aber mal Butter bei die Fische! Warum kannst du mich nicht leiden???“
„Weil du nicht hörst, wenn ich dir was sage; dich im Haushalt rein gar nicht betätigst….!“
„Weil
ich andere Ansichten habe und nicht einsehe, dass ich als Frau nur den
Haushalt machen muss, während du und mein Bruder daneben sitzt…!“
„Weil
ich erwachsen bin und weiß, was das Richtige ist und weil das nun mal
so ist, dass die Frauen den Haushalt machen und die Männer dafür
arbeiten gehen…!“
„Weil Alter keine Reife in allen Dingen vorrausetzt
und ich zu einer Generation Menschen gehörte, die alles eben anders
angehen.. Und zum Thema Arbeit! Wir können ja gerne tauschen! Und seit
wann arbeitet Pascal? Also warum soll ich dann den Haushalt machen und
er nicht?!“
Der Hausherr fand anscheinend keine guten Argumente mehr,
denn er schwieg sich erstmal aus. Diese Gelegenheit nutze ich sofort:
„Ich wiederspreche oder mache manche Dinge nicht, weil ich dich ärgern
will, sondern weil ich darin nicht den Sinn sehe und es deshalb anders
machen möchte! Und ich weiß nicht! Eigentlich habe ich dich sogar sehr
lieb, aber du behandelst mich immer wie das arme Stiefkind!
Blutsverwandtschaft sagt nichts über eine Familie aus! Nichts über die
Bindung, die Liebe, die einem als Familie verbindet! Ich bin nicht dein
Blut, aber ich bin das, was du aus mir machst! Ich bin dein Herz! Und
das zählt mehr als die Gene!“. Ernst sah ich den Mann vor mir an und
Stille legte sich über den kleinen Kellerraum. Plötzlich hörte man es
splittern und ein Arm bohrte sich durch die Falltür des Weinkellers.
„Sie haben uns gefunden!“ rief Pascal und sprang auf. „Jetzt sind wir
erledigt!“ fügte mein Vater hinzu. „Nein! Nicht wenn wir die Zwischentür
zum Nachbarskeller aufbekommen! Der Keller der Meyers ist mit dem
Keller der Nachbarn verbunden und nur durch eine Türe getrennt!
Zumindest hat Herr Meyer mir das so gesagt!“ warf ich in die Runde und
hechtete zu der besagten Türe, die sich ganz hinten im meyerischen
Keller befand und einen eher unauffälligen Eindruck machte. Als ich
daran rüttelte, war sie verschlossen. Inzwischen waren die Titanen dabei
sich immer weiter durch die Türe zu graben. „Was machen wir denn
jetzt?!“ rief meine Mutter in Panik aus. Ich nahm mir eine Axt zur Hand,
die an der Wand gelehnt hatte: „Ihr tretet die Türe ein und ich
filetiere die Titanen!“. Radolf wollte protestieren, als ich nach vorne
stürmte und mich auf den ersten Titanen stürzte, der sich durch die
Falltür pellte. Diese Exemplare hatten zum Glück menschliche Größe,
weshalb sich der Kampf mit ihnen sich ein wenig leichter gestaltete.
Während ich meine Axt schwang und sie dem ersten Titanen in den Hals
bohrte, schlug meine Familie wie verrückt auf die Türe ein. Noch mehr
Titanen zwängten sich durch den aufgebrochenen Spalt und so langsam
wurde es eng. Egal wo ich hinschlug, diese Wesen regenerierten sich
wieder oder es hatte gar keinen Effekt auf sie. „Mist!“ hörte ich mich
selber lauthals fluchen, da die Titanen mir gefährlich nahe kamen und
immer noch mehr von ihnen mit dazu stießen. Endlich hörte ich das
bersten von Holz hinter mir und ich wusste, dass meine Familie es
endlich geschafft hatte die Verbindungstüre zu durchbrechen. Schnell
spurtete ich in ihre Richtung, die Titanen im Schlepptau. Wir liefen
durch die Türe und nach oben in die Wohnung. Von dort aus ging es auf
die Straße. „Zur Mauer Maria ist es nicht mehr weit!“ erklärte ich und
spurtete vorraus, meine Familie folgte mir. Um den Titanen ausweichen zu
können, konzentrierte ich mich auf mein Gehör, da diese Wesen nicht
gerade leise waren und immer noch Menschen fanden, die sie fresen
konnten. Ich bemühte mich also, in Richtung der Titanen zu rennen, die
bereits beschäftigt waren oder Stellen zu suchen, wo sich keine Titanen
aufhielten. Die Axt hatte ich immer noch in der Hand, um mich im Notfall
verteidigen zu können. Doch als wir vor Mauer Rose standen, klaffte
dort ein riesiges Loch. „Die Mauer ist anscheinend auch durchbrochen
worden! Was machen wir denn jetzt? Soweit ich weiß, liegt dahinter nur
eine riesige Fläche, perfekt um gefressen zu werden!“ konnte ich meine
Mutter hören, während wir alle Fassungslos vor der kaputten Mauer
standen. Wenn die anderen Mauern auch durchbrochen wurden, dann gab es
keine Überlebenschance mehr für uns. „Da kommen Soldaten! Bestimmt
retten die uns!“ hörte ich meinen Vater sagen und tatsächlich kamen vier
Reiter auf uns zu. Da auf ihren Uniformen das Zeichen der Rose zu sehen
war, konnte es sichs dabei nur um die Mauergarnison handeln.
„Schnell,steigt auf die Pferde!“ rief einer der Männer und kam zusammen mit den
anderen zu uns geritten, um beim Aufsteigen auf die Pferde behilflich zu
sein. Ein wenig ängstlich klammerte ich mich an dem anführenden Soldat
fest, während meine Mutter, mein Vater und mein Bruder jeweils hinter
den anderen Männern saßen. Lautes Stampfen ertönte, als Titanen auf uns
zu gerannt kamen, in der Hoffnung noch etwas zu Essen zu ergattern.
Schnell preschten die Pferde los und ich hatte Mühe mich festzuhalten.
Nun tauchten Titanen von allen Seiten auf und versuchten uns zu greifen.
Ich hatte noch gerade Zeit mich zur Seite weg zu ducken, als ein Titan
meinem Vordermann den Kopf abbiss und vom Pferd hob. Schnell ergriff ich
die Zügel. Ich hatte noch nie im Leben ein Pferd geritten, geschweige
denn darauf gesessen, aber meine Instinkte leiteten mich und anscheinend
reichte es, um das verängstigte Tier zu lenken. „Papa, duck dich!“ rief
ich meinem Vater zu, ehe der nächste Titan ihn köpfen konnte. Der
Soldat vor ihm hatte weit weniger Glück und so verschwand gleich der
nächste Retter. Der nächste Titan stellte sich dem Reiter mit meinem
Bruder in den Weg und schnappte sich den Soldaten von vorne. Pascal sah
geschockt zu, wie der Mann vor seinen Augen verspeist wurde und blieb
somit auf der Stelle stehen. „Nimm die Zügel in die Hand und komm!! Oder
willst du gefressen werden?!“ schrie ich meinen Bruder an. Ziemlich
verängstigt ergriff auch Pascal endlich, auch wenn unbeholfen, die
Zügel. Ein wenig erleichtert konnte ich erkennen, dass das Tier sich von
dem Kleinkind führen ließ und mein Bruder sich wieder in Bewegung
setzte. Der Reiter meiner Mutter wurde von der Seite angegriffen, seinen
Arm zwischen den Zähnen eines Titans eingeklemmt. Dadurch, dass der
zusätzliche Ballast von den Pferden war, waren wir nun viel schneller
und konnten den uns angreifenden Titanen entkommen. Diese nahmen aber
weiterhin die Verfolgung auf. Das Tor von Mauer Rose kam schon in Sicht
und erleichtert wollte ich aufatmen, als ich merkte, dass es sich
schloss. „Scheiße! Die wollen uns hier einfach verrecken lassen! Das Tor
geht zu!!“ schrie ich und trieb mein Pferd nur noch mehr an. „Mit den
Pferden passen wir da nicht durch! Wir werden absteigen und durch das
Tor laufen müssen!“ hörte ich meine Mutter rufen. Kurz warf ich einen
Blick nach hinten. Die Titanen waren uns dicht auf den Fersen. „Wenn das
Tor bis dahin noch offen ist, dann ja!“ entgegnete ich Ihnen. Im
Laufsprung stiegen wir von unseren Pferden und meine Mutter hatte gerade
noch genug Zeit meinen Bruder vom Pferd zu hieven. Das Tor war schon zu
ein Fünftel heruntergelassen und bald würde kaum noch mehr ein Mensch
durchpassen, als uns ein Titan von der Seite angriff und damit den Weg
blockierte. „Lauft ihr rein, ich lenke ihn ab!“ rief ich meiner Familie
zu, wieder die Führung übernehmend. Der Titan, der aussah wie ein
Mongoloid mit speckiger Statur und einem blonden Pisspottschnitt, kam
direkt auf mich zu und wollte nach mir greifen. Ich entfernte mich von
dem Tor und schlug mit der Ax nach dem Titan. Doch dieser gluckste nur
amüsiert und versuchte weiterhin nach mir zu greifen. Plötzlich nahm mir
jemand die Axt weg und ich sah geradewegs in die Augen meines Vaters:
„Geh durchs Tor! Ich werde das machen! Du kannst ja noch nicht mal die
Axt richtig halten!“. „Du Doof! Warum bist du zurückgekommen?!“ schrie
ich ihn panisch an, während wir zusammen mit dem Titanen ein kleines
Tänzchen aufführten, um diesem ausweichen zu können. „Ich lasse meine
Tochter bestimmt nicht hier sterben und sehe dabei zu! Geh durch das
Tor, ehe es zu ist!“ wiederholte er seine Forderung nochmal und schwang
die Axt. „Aber…!“ wollte ich protestieren, wurde aber von ihm
unterbrochen; „Tu einmal im Leben was man dir sagt!!“. Ich schluckte,
versuchend die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken: „Ist gut!“. „Ich bin
Holzfäller, ich schaffe das schon!“ entgegnete er mir und wandte sich
wieder dem Titanen zu, welchem mittlerweile ein paar Finger fehlten.
>>Ich kann das schon, ich bin der Beste<<, so und nicht
anders hatte ich diesen Mann mein Leben lang gekannt. Typisch Macho
halt. Aber eben dieser Charakterzug war es, der diesen Mann zu dem
machte, was er war. Ein Mann mit Selbstzweifeln, die er hinter
vorgetäuschter Stärke zu vertuschen versuchte, ein Mann ohne Manieren,
ein lauter Mann, aber auch ein Mann mit Herz. Er und ich wussten, dass
er trotz dessen nicht wiederkommen würde. Da half ihm seine Arbeit als
Holzfäller auch nicht viel. Dieser Satz war das Letzte, was ich von
meinem Vater hören würde, ehe sich die Mauern für immer für ihn
schließen würden. Ich würde meinen Vater niemals wiedersehen. Unter
Tränen meine seelischen Qualen herausschreiend rannte ich zum Tor und
schaffte es mich noch hindurch zu rollen, ehe sich dieses schloss und
damit einen Manschen zurückließ, den ich mein Leben lang gehasst und bis
zum bitteren Ende geliebt hatte.
ausgerottet. Die letzten Überlebenden hatten sich hinter
die Mauern Maria, Rose und Sina zurückgezogen, welche sie schützen
sollten. Doch an diesem denkwürdigen Tag wurde Mauer Maria vom
kolossalen Titan zerstört und die Menschheit erinnerte sich wieder
daran, wie es war von den Titanen beherrscht zu werden.
Ich konnte mich noch erinnern, wie die Titanen ins Mauerinnere von
Shiganshina eindrangen und sich direkt auf die nächstbesten Menschen
stürzten. Zu der Zeit hatte ich mich mit meiner Mutter und meinem
Halbbruder an einem Marktstand befunden und frisches Obst eingekauft.
Nie werde ich diese furchtbaren Schreie vergessen, vermischt mit dem
Geruch von Blut.
„Mama, bitte kaufe auch frische Äpfel! Du
weißt doch, dass ich die gerne esse!“ jammerte ich und zog meiner
Mutter am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Mein Bruder stand
daneben und spielte mit einer Birne. „Das sagst du immer und dann isst
du sie eh nicht! Und frisches Obst ist teuer!“ entgegnete mir die
brünette junge Frau und befreite ihren Ärmel aus meinem Griff.
Schmollend griff ich wieder danach: „Die Äpfel, die du mir sonst gibst,
sind ja auch alt wie sonst noch was! Klar, dass ich die nicht mag!“. Die
brünette Frau mit den schulterlangen Locken seufzte genervt:
„Genevieve, lass meinen Ärmel jetzt los! Ich kaufe dir-…!“. Plötzlich
fing die Erde zu wackeln an und die Welt vor mir erzitterte. Es war, als
wenn ein Erdbeben diese kleine Welt erschüttern würde, in der wir
lebten. Ängstlich klammerte ich mich an meiner Mutter fest, die Mühe
hatte das Gleichgewicht zu halten. Häuser schienen einzustürzen zu
wollen, als das Erdbeben plötzlich abebbte. „Was war denn das?!“ hörte
ich meine Mutter rufen, während mein Blick an einem riesigen roten
Schädel hängen blieb, der oberhalb der Mauer aufgetaucht war. Dieser war
anscheinend dabei, die Mauer zu zerstören. „Mama, da!“ schrie ich und
deutete mit dem Finger auf den roten Riesen, „Ein Titan!“. Wieder
erbebte die Mauer und der kolossale Titan brach durch. „Los, rennt!!“
schrie der Ladenbesitzer und machte, dass er Land gewann. Mein Bruder
fing bitterlich zu weinen an, während meine Mutter ihn auf die Arme hob
und mit mir an der Hand loslief. Wir waren nicht weit von der
Einbruchsstelle entfernt und mit Sicherheit die Ersten, die von Titanen
gefressen werden würden. Wir rannten in Richtung Mauer Maria, wo wir vor
Titanen sicher sein würden. Ganze Menschenmassen drängten sich an uns
vorbei in dieselbe Richtung. Beinahe wäre ich hingefallen und
zertrampelt worden, doch meine Mutter hielt mich fest und zog mich
weiter. Die panischen Gesichter der Menschen um uns herum brannten sich
in mir ein, prägten mich und ihre Schreie betäubten meine Ohren. Am
liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, weil diese Lautstärke
beinahe unerträglich war und mir wehtat. Doch ich konnte nicht, ich
musste weiterrennen. Tränen rannen über mein Gesicht und meine Füße
schmerzten. Natürlich konnte eine Fünfzehnjährige nicht mit dem
Lauftempo einer Erwachsenen mithalten, auch wenn diese ein Kind trug.
Nebenbei bemerkte ich, wie immer mehr Menschen verschwanden. Riesengroße
Gestalten griffen nach uns. Der Mann, der neben uns lief, wurde gepackt
und schreiend in die Lüfte gehoben. Meine Mutter beschleunigte ihr
Tempo und ich kam nicht mehr hinterher. „Lauf schneller, Genevieve!
Sonst kriegen sie uns!“ kreischte sie panisch und zog an meiner Hand.
Nun weinte ich richtig, da ich dem nicht Folge leisten konnte und am
Ende meiner Kräfte war. Überall tauchten Titanen auf und zerstörten die
Häuser, in die sich die Menschen geflüchtet hatten. Einige andere
versuchten nach den immer noch Fliehenden zu haschen. Die Frau hinter
uns machte Bekanntschaft mit den Zähnen eines Titans. Man konnte die
Knochen bersten hören. Mutter und ich kamen auf einen weitläufigen Platz
an, wo sich die Überlebenden sammelten. Mein Stiefvater kam auf uns
zugelaufen, doch Zeit uns darüber zu freuen hatten wir nicht. Wir
mussten weiterlaufen. Schon brachen die nächsten Monster mit grinsenden
Gesichtern aus den Häuserreihen hervor. Menschen stoben in Panik
auseinander, andere wurden direkt geschnappt und gefressen. Wir rannten
weiter. Doch mittlerweile kamen Titanen nicht mehr von hinten und den
Seiten, auch von vorne griffen sie an und schnitten uns den Weg ab.
Meine Eltern wussten nicht mehr wo sie hin laufen sollten, während
Titanen von überall her kamen. Von den Überlebenden waren kaum noch mehr
welche übrig. Plötzlich hörte ich Würgegeräusche und ich bekam mit, wie
ein Titan der etwas kleineren Sorte sich übergab und damit einen Haufen
Leichen preisgab. Von den Menschen waren nur noch Überreste vorhanden,
welche dick in klebrigem Schleim eingepackt waren. Aber die Überreste
der Kleidung konnte man noch recht deutlich erkennen. Entsetzt starrte
ich auf die Überbleibsel des Obstverkäufers. Wie lange war es her,
seitdem wir vor dem Mann gestanden hatten und ich meine Mutter um Äpfel
angebettelt hatte? Das konnte doch gar nicht so lange her sein,
vielleicht eine halbe Stunde? Meine Mutter hatte die Überreste nun auch
erkannt und fing an hysterisch zu schreien, die Augen weit aufgerissen.
Mein Vater geriet dadurch nur noch mehr in Panik und beide sahen sich
hektisch um, während mein Bruder nur noch lauter weinte. Beide waren
durch ihre Angst nicht mehr klar bei Verstand, dass wusste ich und die
Titanen rückten immer näher. Alles verkrampfte sich in mir, da ich meine
Eltern, die Menschen auf die ich gerade am dringstens angewiesen war,
nicht mehr wiedererkannte. Mir wurde schlecht und das Ehelend fraß sich
wie Säure durch meinen Magen. Mein Blick löste sich wieder von meiner
Familie und wanderte wieder zu dem Haufen Erbrochenem. Wollte ich
wirklich so enden? Als Titanenkotze? Ganz zu schweigen was mit meiner
Familie passieren würde. Direkt über mir hörte ich es schreien, als
einem Mann ein Bein abgebissen wurde. Scheinbar hatte der Titan vor
seinen eben entleerten Magen wieder zu füllen. Und dann legte sich in
mir ein Schalter um, der meine Angst in den Hintergrund schob und mich
wieder klar denken ließ. Ich wollte noch nicht sterben, ich wollte leben
und dafür würde ich bin zum bitteren Ende kämpfen. Entschlossen blickte
ich mich um. Das Haus der Meyers fiel in mein Blickfeld. Es war noch
nicht von Titanen besetzt worden. Soweit ich wusste, hatten die Meyers
einen Keller mit einer eisenbeschlagenen Türe. Ich war einmal dort
gewesen und hatte mit dem freundlichen alten Herren Meyer Wein
hergestellt, den er dort unten in seinem Kellerraum lagerte. Die
Vorstellung, dass der alte Herr mit dem weißen Bart und der Nickelbrille
gefressen worden war, betrübte mich irgendwie ein wenig. Trotzdem würde
seine Vorliebe für Wein uns vielleicht das Leben retten. „Los! In das
Haus der Meyers! Die haben einen Keller!“ wies ich meine Familie an.
Schnell flitzten wir an anderen Überlebenden vorbei und zwischen den
Titanen hindurch. Zügig erreichten wir die Haustüre der Meyers, die
glücklicherweise offen stand, und visierten die kleine Falltür an,
welche ich direkt ausfindig gemacht hatte. Wir kletterten nach untern
und schlossen ab. Gerade in dem Moment hörte ich das Fensterglas
bersten. „Hoffentlich entdecken die uns nicht!“ hörte ich meine Mutter
flüstern, als wir im Keller zwischen den Weinfässern saßen und uns
ängstlich zusammenkuschelten. Stampfende Schritte von den kleinsten der
Titanen waren zu hören, die mühelos in das Haus passten, während die
größeren Exemplare weiter die Einrichtung demolierten. Doch waren diese
Wesen nicht intelligent genug, um uns zu finden.
Nackt und mit diesem Blick, als hätten sie Weed geraucht, erinnerten Titanen leicht an
Zombies. Zwar gab es sie in allen unterschiedlichsten Größen, aber
Intelligenz konnte man ihnen wahrlich nicht zuschreiben. Doch dabei
waren sie beinahe unzerstörbar. Zombies konnte man wenigstens den Kopf
abschießen, aber anders als Zombies vermehrten sich Titanen nicht.
Zumindest vermutete ich das. Die Schritte entfernten sich bald und die
Titanen hörten auf das Haus zu verwüsten. Man hörte noch die Schreie von
Menschen, die gefressen wurden. „Und was machen wir jetzt? Die suchen
zwar nicht mehr nach uns, aber weg kommen wir hier genauso wenig!“
ergriff mein Vater als erstes das Wort. „Von Wein können wir uns auf
jeden Fall nicht ernähren! Wir werden sterben, genau wie die anderen!“
entgegnete meine Mutter und fing bitterlich zu weinen an. „Das ist alles
deine schuld! Hättest du uns nicht in diesen blöden Keller geschleppt!“
raunzte Radolf mich an, was mich tierisch aufregte. Ohne mich wären wir
jetzt alle tot, aber ja, ich war ja immer an allem schuld.
Radolf Freiburg war groß, schlank gebaut und ein Typ Mann, dem die Haare
überall sprossen…außer auf dem Kopf. Seine Haare waren hellbraun und er
trug einen Schnauzhart. Sein Blick war stechend und die meiste Zeit
angriffslustig auf mich gerichtet. Mit seinen blauen Augen und seiner
gebräunten Haut hätte er für sein Alter ein bildschöner Mann sein
können, wäre ihm da sein eigenes Verhalten nicht im Wege. Der Mann war
Choleriker, ein Macho, kam mit sich selbst und seinem Leben nicht
zurecht und benahm sich oftmals wie ein Maurer. Gut...als Holzfäller
ensprach er im weitesten Sinne dem Berufsbild eines Maurers oder
zumindest dem eines schwer arbeitenden Mannes, aber wer mit einem Tritt
geweckt wurde, der würde sich diesen Mann lieber als einen
Schreiber...oder Arzt wünschen. Radolf aß auch noch wie ein Schwein aus
einem Trog und stellte Sachen nicht zur Seite, sondern trat sie zur
Seite. Meinen Erzeuger hatte ich nie kennen gelernt und seit meinem
vierten Lebensjahr war er für mich präsent. Als ich acht Jahre alt war,
bekam meine Mutter dann meinen Bruder. Während ich mich mit meinem
Stiefvater ständig in der Wolle hatte, verstand ich mich mit Pascal und
meiner Mutter bestens.
Da ich durch meine Erziehung von Kind an
nichts anderes gewohnt war, als hinzunehmen und zu schweigen, war ich
versucht auch dieses Mal wieder die Klappe zu halten und den Mann vor
mir zu ignorieren. Vielleicht würde meine Mutter notgedrungen wieder für
mich einspringen und mich verteidigen. Doch ich hatte Menschen sterben
sehen, hatte gesehen wie meine Nachbarn und andere qualvoll ums Leben
kamen. Ich.wollte.nicht.mehr.schweigen!! „Ist das dein scheiß ernst?!!
Ich habe euch den ARSCH gerettet, verdammt! Ohne meinen Einfall wären
wir jetzt alle tot!! Wer ist denn konfus durch die Gegend gerannt? Du
oder ich?!“ schrie ich ihn an, sodass meine arme Mutter direkt
aufzuckte, in der Erwartung, Titanen hätten mich gehört und würden
versuchen hier einzudringen. Doch nichts rührte sich, während von
draußen weiterhin Schreie zu hören waren. „Ich will nach Hause!“ weinte
mein Bruder und meine Mutter nahm ihn tröstend in den Arm.
Clodia Freiburg war eine starke und energiegeladene junge Frau mit
dunkelbrünetten schulterlangen lockigen Haaren, grünbraunen Augen und
leicht gebräunter Haut. Auf ihrem Schoß saß mein sieben Jahre alter
Bruder. Pascal hatte dunkelblonde kurze Haare, Vaters blaue Augen und
einen normalen Teint. Ich sah ihm, mit meinen hellblonden hüftlangen
Haaren und den ebenfalls blauen Augen ziemlich ähnlich. Auch hatte ich
ungefähr dieselbe Hautfarbe wie er. Obwohl wir nur Halbgeschwister
waren, sahen wir uns ähnlicher wie direkte Blutsverwandte.
„Wir müssen hier weg, ehe wir die einzigen Überlebenden sind!“ richtete ich mein Wort wieder an alle.
„Und wie bitte soll das gehen? Dann denk dir mal einen schlauen Plan aus,
wenn du ja alles kannst!“ gab mir Radolf zur Antwort. Warum konnte mich
dieser Mann eigentlich nicht leiden? Ich versuchte mir zu erklären, was
ich ihm getan hatte, dass er mich nicht mochte? Mein Bruder war auch
nicht immer seiner Meinung und meine Mutter legte sich auch oft genug
mit ihm an. Aber ich wurde als einzige Person IMMER von ihm angegriffen
oder ins Visier genommen. Ich verstand das einfach nicht. Lag es
vielleicht daran, dass wir nicht blutsverwandt miteinander waren?
„WAS?!! Nur weil du zu doof bist oder weil wir nicht blutsverwandt
sind?!“ fauchte ich ihn an, da ich nicht mehr Herr über meine Gefühle
war. „Genevieve, sei gefälligst leise! Sonst hören die uns noch!“ wollte
meine Mutter dazwischen gehen, wurde aber von beiden Streitparteien
ignoriert. „Was hat das denn damit zu tun?!“ wurde nicht minder laut
zurückgefaucht. „Du hast mich mein Leben lang immer zur Sau gemacht,
weil wir nicht blutsverwandt sind! Ist.doch.so!“ entgegnete ich ihm
gefährlich ruhig.
„Ja klar! Einbildung ist auch eine Bildung!“
„Dann bin ich anscheinend sehr gebildet! Hach, was bin ich schlau!“~
„Wenn du so schlau bist, dann kannst du uns sicher sagen, wie wir hier wieder wegkommen?!“
„Nö! Denk doch selber nach, du...MONK! ...Aber mal Butter bei die Fische! Warum kannst du mich nicht leiden???“
„Weil du nicht hörst, wenn ich dir was sage; dich im Haushalt rein gar nicht betätigst….!“
„Weil
ich andere Ansichten habe und nicht einsehe, dass ich als Frau nur den
Haushalt machen muss, während du und mein Bruder daneben sitzt…!“
„Weil
ich erwachsen bin und weiß, was das Richtige ist und weil das nun mal
so ist, dass die Frauen den Haushalt machen und die Männer dafür
arbeiten gehen…!“
„Weil Alter keine Reife in allen Dingen vorrausetzt
und ich zu einer Generation Menschen gehörte, die alles eben anders
angehen.. Und zum Thema Arbeit! Wir können ja gerne tauschen! Und seit
wann arbeitet Pascal? Also warum soll ich dann den Haushalt machen und
er nicht?!“
Der Hausherr fand anscheinend keine guten Argumente mehr,
denn er schwieg sich erstmal aus. Diese Gelegenheit nutze ich sofort:
„Ich wiederspreche oder mache manche Dinge nicht, weil ich dich ärgern
will, sondern weil ich darin nicht den Sinn sehe und es deshalb anders
machen möchte! Und ich weiß nicht! Eigentlich habe ich dich sogar sehr
lieb, aber du behandelst mich immer wie das arme Stiefkind!
Blutsverwandtschaft sagt nichts über eine Familie aus! Nichts über die
Bindung, die Liebe, die einem als Familie verbindet! Ich bin nicht dein
Blut, aber ich bin das, was du aus mir machst! Ich bin dein Herz! Und
das zählt mehr als die Gene!“. Ernst sah ich den Mann vor mir an und
Stille legte sich über den kleinen Kellerraum. Plötzlich hörte man es
splittern und ein Arm bohrte sich durch die Falltür des Weinkellers.
„Sie haben uns gefunden!“ rief Pascal und sprang auf. „Jetzt sind wir
erledigt!“ fügte mein Vater hinzu. „Nein! Nicht wenn wir die Zwischentür
zum Nachbarskeller aufbekommen! Der Keller der Meyers ist mit dem
Keller der Nachbarn verbunden und nur durch eine Türe getrennt!
Zumindest hat Herr Meyer mir das so gesagt!“ warf ich in die Runde und
hechtete zu der besagten Türe, die sich ganz hinten im meyerischen
Keller befand und einen eher unauffälligen Eindruck machte. Als ich
daran rüttelte, war sie verschlossen. Inzwischen waren die Titanen dabei
sich immer weiter durch die Türe zu graben. „Was machen wir denn
jetzt?!“ rief meine Mutter in Panik aus. Ich nahm mir eine Axt zur Hand,
die an der Wand gelehnt hatte: „Ihr tretet die Türe ein und ich
filetiere die Titanen!“. Radolf wollte protestieren, als ich nach vorne
stürmte und mich auf den ersten Titanen stürzte, der sich durch die
Falltür pellte. Diese Exemplare hatten zum Glück menschliche Größe,
weshalb sich der Kampf mit ihnen sich ein wenig leichter gestaltete.
Während ich meine Axt schwang und sie dem ersten Titanen in den Hals
bohrte, schlug meine Familie wie verrückt auf die Türe ein. Noch mehr
Titanen zwängten sich durch den aufgebrochenen Spalt und so langsam
wurde es eng. Egal wo ich hinschlug, diese Wesen regenerierten sich
wieder oder es hatte gar keinen Effekt auf sie. „Mist!“ hörte ich mich
selber lauthals fluchen, da die Titanen mir gefährlich nahe kamen und
immer noch mehr von ihnen mit dazu stießen. Endlich hörte ich das
bersten von Holz hinter mir und ich wusste, dass meine Familie es
endlich geschafft hatte die Verbindungstüre zu durchbrechen. Schnell
spurtete ich in ihre Richtung, die Titanen im Schlepptau. Wir liefen
durch die Türe und nach oben in die Wohnung. Von dort aus ging es auf
die Straße. „Zur Mauer Maria ist es nicht mehr weit!“ erklärte ich und
spurtete vorraus, meine Familie folgte mir. Um den Titanen ausweichen zu
können, konzentrierte ich mich auf mein Gehör, da diese Wesen nicht
gerade leise waren und immer noch Menschen fanden, die sie fresen
konnten. Ich bemühte mich also, in Richtung der Titanen zu rennen, die
bereits beschäftigt waren oder Stellen zu suchen, wo sich keine Titanen
aufhielten. Die Axt hatte ich immer noch in der Hand, um mich im Notfall
verteidigen zu können. Doch als wir vor Mauer Rose standen, klaffte
dort ein riesiges Loch. „Die Mauer ist anscheinend auch durchbrochen
worden! Was machen wir denn jetzt? Soweit ich weiß, liegt dahinter nur
eine riesige Fläche, perfekt um gefressen zu werden!“ konnte ich meine
Mutter hören, während wir alle Fassungslos vor der kaputten Mauer
standen. Wenn die anderen Mauern auch durchbrochen wurden, dann gab es
keine Überlebenschance mehr für uns. „Da kommen Soldaten! Bestimmt
retten die uns!“ hörte ich meinen Vater sagen und tatsächlich kamen vier
Reiter auf uns zu. Da auf ihren Uniformen das Zeichen der Rose zu sehen
war, konnte es sichs dabei nur um die Mauergarnison handeln.
„Schnell,steigt auf die Pferde!“ rief einer der Männer und kam zusammen mit den
anderen zu uns geritten, um beim Aufsteigen auf die Pferde behilflich zu
sein. Ein wenig ängstlich klammerte ich mich an dem anführenden Soldat
fest, während meine Mutter, mein Vater und mein Bruder jeweils hinter
den anderen Männern saßen. Lautes Stampfen ertönte, als Titanen auf uns
zu gerannt kamen, in der Hoffnung noch etwas zu Essen zu ergattern.
Schnell preschten die Pferde los und ich hatte Mühe mich festzuhalten.
Nun tauchten Titanen von allen Seiten auf und versuchten uns zu greifen.
Ich hatte noch gerade Zeit mich zur Seite weg zu ducken, als ein Titan
meinem Vordermann den Kopf abbiss und vom Pferd hob. Schnell ergriff ich
die Zügel. Ich hatte noch nie im Leben ein Pferd geritten, geschweige
denn darauf gesessen, aber meine Instinkte leiteten mich und anscheinend
reichte es, um das verängstigte Tier zu lenken. „Papa, duck dich!“ rief
ich meinem Vater zu, ehe der nächste Titan ihn köpfen konnte. Der
Soldat vor ihm hatte weit weniger Glück und so verschwand gleich der
nächste Retter. Der nächste Titan stellte sich dem Reiter mit meinem
Bruder in den Weg und schnappte sich den Soldaten von vorne. Pascal sah
geschockt zu, wie der Mann vor seinen Augen verspeist wurde und blieb
somit auf der Stelle stehen. „Nimm die Zügel in die Hand und komm!! Oder
willst du gefressen werden?!“ schrie ich meinen Bruder an. Ziemlich
verängstigt ergriff auch Pascal endlich, auch wenn unbeholfen, die
Zügel. Ein wenig erleichtert konnte ich erkennen, dass das Tier sich von
dem Kleinkind führen ließ und mein Bruder sich wieder in Bewegung
setzte. Der Reiter meiner Mutter wurde von der Seite angegriffen, seinen
Arm zwischen den Zähnen eines Titans eingeklemmt. Dadurch, dass der
zusätzliche Ballast von den Pferden war, waren wir nun viel schneller
und konnten den uns angreifenden Titanen entkommen. Diese nahmen aber
weiterhin die Verfolgung auf. Das Tor von Mauer Rose kam schon in Sicht
und erleichtert wollte ich aufatmen, als ich merkte, dass es sich
schloss. „Scheiße! Die wollen uns hier einfach verrecken lassen! Das Tor
geht zu!!“ schrie ich und trieb mein Pferd nur noch mehr an. „Mit den
Pferden passen wir da nicht durch! Wir werden absteigen und durch das
Tor laufen müssen!“ hörte ich meine Mutter rufen. Kurz warf ich einen
Blick nach hinten. Die Titanen waren uns dicht auf den Fersen. „Wenn das
Tor bis dahin noch offen ist, dann ja!“ entgegnete ich Ihnen. Im
Laufsprung stiegen wir von unseren Pferden und meine Mutter hatte gerade
noch genug Zeit meinen Bruder vom Pferd zu hieven. Das Tor war schon zu
ein Fünftel heruntergelassen und bald würde kaum noch mehr ein Mensch
durchpassen, als uns ein Titan von der Seite angriff und damit den Weg
blockierte. „Lauft ihr rein, ich lenke ihn ab!“ rief ich meiner Familie
zu, wieder die Führung übernehmend. Der Titan, der aussah wie ein
Mongoloid mit speckiger Statur und einem blonden Pisspottschnitt, kam
direkt auf mich zu und wollte nach mir greifen. Ich entfernte mich von
dem Tor und schlug mit der Ax nach dem Titan. Doch dieser gluckste nur
amüsiert und versuchte weiterhin nach mir zu greifen. Plötzlich nahm mir
jemand die Axt weg und ich sah geradewegs in die Augen meines Vaters:
„Geh durchs Tor! Ich werde das machen! Du kannst ja noch nicht mal die
Axt richtig halten!“. „Du Doof! Warum bist du zurückgekommen?!“ schrie
ich ihn panisch an, während wir zusammen mit dem Titanen ein kleines
Tänzchen aufführten, um diesem ausweichen zu können. „Ich lasse meine
Tochter bestimmt nicht hier sterben und sehe dabei zu! Geh durch das
Tor, ehe es zu ist!“ wiederholte er seine Forderung nochmal und schwang
die Axt. „Aber…!“ wollte ich protestieren, wurde aber von ihm
unterbrochen; „Tu einmal im Leben was man dir sagt!!“. Ich schluckte,
versuchend die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken: „Ist gut!“. „Ich bin
Holzfäller, ich schaffe das schon!“ entgegnete er mir und wandte sich
wieder dem Titanen zu, welchem mittlerweile ein paar Finger fehlten.
>>Ich kann das schon, ich bin der Beste<<, so und nicht
anders hatte ich diesen Mann mein Leben lang gekannt. Typisch Macho
halt. Aber eben dieser Charakterzug war es, der diesen Mann zu dem
machte, was er war. Ein Mann mit Selbstzweifeln, die er hinter
vorgetäuschter Stärke zu vertuschen versuchte, ein Mann ohne Manieren,
ein lauter Mann, aber auch ein Mann mit Herz. Er und ich wussten, dass
er trotz dessen nicht wiederkommen würde. Da half ihm seine Arbeit als
Holzfäller auch nicht viel. Dieser Satz war das Letzte, was ich von
meinem Vater hören würde, ehe sich die Mauern für immer für ihn
schließen würden. Ich würde meinen Vater niemals wiedersehen. Unter
Tränen meine seelischen Qualen herausschreiend rannte ich zum Tor und
schaffte es mich noch hindurch zu rollen, ehe sich dieses schloss und
damit einen Manschen zurückließ, den ich mein Leben lang gehasst und bis
zum bitteren Ende geliebt hatte.
~Cogitto ergo sum~
